von Wolfgang Herrndorf
mit Isabel Kott
Regie: Eos Schopohl
Die Schauspielerin Isabel Kott erhält in diesem Jahr die bayerischen Kunstförderpreise für Darstellende Kunst. Wir gratulieren!!
Ein Jahr nach dem Tod von Wolfgang Herrndorf erscheint sein Roman „Bilder deiner großen Liebe“ als unvollendetes Fragment. Es ist die Geschichte der Isa, dem Mädchen von der Müllkippe, welches in Tschick den beiden Helden Andrej und Maik begegnet. Alles beginnt vor den Toren einer geschlossenen Irrenanstalt: „Verrückt sein heißt ja auch nur, dass man verrückt ist, und nicht bescheuert.“ Aus der Anstalt reißt Isa aus und macht sich auf die Wanderschaft, losgelöst von Raum und Zeit, mit einer Wahrhaftigkeit, die der Welt der Erwachsenen abhanden gekommen ist. Völlig auf sich gestellt und allein wandert sie nachts, barfuß, durch Wälder und Wiesen, an Autobahnen entlang, durch Dörfer und Städte, immer den Sternen nach, nur mit ihrem Tagebuch als Kompass. „Die Sterne wandern, und ich wandre auch.“ Isa kann die Sonne anhalten und die Zeit still stehen lassen. Aber ebenso kann sie ganz real die Scheiben eines Supermarkts einschmeißen, und sich holen was sie braucht, um ihren Hunger zu stillen. Isa ist rotzfrech und eigenwillig. Hart gegen sich selbst. Und gleichzeitig schüchtern, verzagt und melancholisch. Mit der Einfachheit ihrer Gedanken scheint sie aus der Welt gefallen zu sein. Sie denkt und träumt, und nie weiß man, was erinnert sie, was hat sie wirklich erlebt, und was besteht nur in ihrer Phantasie? Was ist Wirklichkeit und was ihre Wahrheit? Und dennoch ist sie eine Person, die das tiefe Wissen und die gelebte Erfahrung eines alten Menschen in sich trägt. Sie ist keine Kindfrau, wie man sie in der Literatur antrifft, sie ist eine lebendig Suchende und eine die das Ende kennt. Immer wieder kreisen ihre Gedanken um den Sinn von Leben und Tod, um die Art und Weise wie sie sterben will, aber sie kämpft um ihr Leben! – wild entschlossen sich einen Platz auf dieser Welt zu erobern: „Der Abgrund zerrt an mir, aber ich bin stärker. (…) Ich bin das Kind.“
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren, schreibt mit „Bilder deiner großen Liebe“ gegen die Angst an. 2010 hat man bei ihm einen bösartigen Hirntumor diagnostiziert, am 26. August 2013 setzt er am Ufer des Hohenzollernkanals in Berlin seinem Leben ein Ende. Mit seiner Krebserkrankung beginnt Herrndorf sein Tagebuchblog „Arbeit und Struktur“. Der Literaturkritiker Michael Maar schreibt darüber: Es gibt in der Geschichte der Ta- gebücher nichts, was ihm gleich käme an Takt, Wärme, dunklem Witz, Sarkasmus und stillem Grauen. Für Tschick erhält Herrndorf 2011 den Clemens von Brentano Förderpreis der Stadt Heidelberg sowie den Deutschen Jugendbuchpreis, 2012 wird er mit den Hans Fallada Preis ausgezeichnet. Bilder deiner großen Liebe ist sein berührendes Vermächtnis. Herrndorfs Poesie ist pur und direkt, unendlich traurig und berückend schön – Frankfurter Rundschau: „Isa ist so verrückt wie Büchners Lenz, so verloren wie Robert Walsers Jakob von Gunten, so empfindsam und kalt wie Camus’ Fremder. (…) Herrndorf hat sich in seinen letzten Lebensmonaten mit der verlorenen und wilden Isa seinen Schutzengel erschrieben. – Iris Radisch, in: DIE ZEIT (Nr.39/2014)[1]
„Bilder deiner großen Liebe“ ist die erste Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Isabel Kott und wurde für das Torturmtheater Sommerhausen produziert: Premiere war am 04. April 2019
Tickets: € 18,00/ ermäßigt € 12,00
Ermäßigung erhalten Menschen mit Behinderung, Schüler und Studenten.
Biographien
Isabel KottSchauspielerin
Isabel Kott, in Tuebingen geboren, arbeitet als freie Schauspielerin fuer Theater-, Film- und Fernsehproduktionen sowie als Sprecherin fuer Lesungen, Konzerte und Studioproduktionen. Nach einer Rolle in der ARD-Serie Marienhof spielte sie seit 2007 mehrfach am TamS Theater, am Pathos Theater und am Hofspielhaus in Muenchen. Besonders befruchtend war hier die Zusammenarbeit mit dem Muenchner Autor und Regisseur Stefan Kastner. 2017 drehte sie mehrere Kurzfilme. Ausserdem spielte sie, neben der Titelrolle im Musical „Der Kleine Lord“ (a.gon Tourneetheater), die weibliche Hauptrolle in „Meister und Margarita“ (KULTURmobil Niederbayern/ Moreth Company), und das „Fraeulein Else“ als Monolog-Stueck (Altstadttheater Ingolstadt). 2018 war Isabel Kott „Das kleine Gespenst“ und Jessica in „Der Kaufmann von Venedig“ (beides Schlossfestspielen Ettlingen), sowie der Teufel im Familienmusical „Die Schneekönigin“ (a.gon Tournee Tpheater München) .
Mit der Regisseurin Eos Schopohl erarbeitete sie Anfang 2019 ihr zweites Monologstueck „Bilder deiner großen Liebe“ nach dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Herrndorf. Im September/Oktober 2019 ist Isabel Kott mit dem Ensemblestück „1984“ als Julia auf Tournee (agon Theater München).
Eos Schopohl Regie
Von 1970 bis 1981 Engagements als Schauspielerin am Schauspielhaus HH; Schillertheater Berlin; Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Bochum; Zusammenarbeit mit: Hans Lietzau; Dieter Dorn, Peter Palitzsch; Wilfried Minks, Claus Peymann, Heiner Müller, B.K. Tragelehn und Andrea Breth . 1982- 1987 Studium der Philosophie und Geschichte an der Pariser Universität VIII , St. Denis de Pres; MA; Teilnahme am Theaterunterricht für Fortgeschrittene am Institut von Jacques Lecoq in Paris 1984/85; und bei Keith Johnstone ( London 2008 und 2009) Ab 1987 Regieausbildung an den Münchener Kammerspielen, u.a. bei Dieter Dorn, George Tabori, Thomas Langhoff und Franz Xaver Kroetz . 1989 Erste Inszenierung im Werkraum der Münchner Kammerspiele: „Stalin“ von Gaston Salvatore mit Peter Radtke und Helmut Stange. ab 1992 Lehraufträge im Fach Rollenunterricht an der Otto-Falckenberg-Schule und der Theaterakademie der Musikhochschule München. 1994 Gastinszenierung am experimentellen Theatercenter „El Hanagar“ in Kairo (Ägypten) von Peter Handkes „Die Stunde, da wir nichts von einander wussten“ in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut (Einladung zum arabischen Tanz -und Theaterfestival 1994).
1992/93 Gründung der freien Theatergruppe fischundplastik. (s. www.fischundplastik.de Zahlreiche freie Theaterproduktionen an verschiedenen Orten in München mit Unterstützung des Kulturreferats München. . (AZ-Stern des Jahres 1996 für die Produktion „Gedeckte Tische – eine Reise mit Gorkis Sommergästen“ im Giesinger Bahnhof.) Zuletzt „Fenster in der Nacht“ im Haus 19 der Bayernkaserne München und „Die Wellen_oder die Suche nach dem verlorenen Ich“ nach dem Roman von Virginia Woolf
Des Weiteren zahlreiche Arbeiten an anderen freien Theatern : Torturmtheater Sommerhausen, kleine-kammerspiele Landshut und Theater Viel Lärm um Nichts in München ; (Einladung, zum Impulse-Festival 1996 mit der Inszenierung von Shakespeares „Wintermärchen“)